Simien Berge
Morgens um 7:30 Uhr standen wir auf, machten uns fertig und stellten, wie jedes mal beim Hotelwechsel, auf dem Weg zum Frühstück die gepackten Koffer auf den Gang vor dem Zimmer.
Inzwischen hatten wir uns auch an das hier übliche Hotelfrühstück (Toast mit Marmelade und dazu Rührei) gewöhnt.
Der starke und heisse Kaffee tat aber wie immer sehr gut.
Die heutige Tagesetappe war nicht sehr weit.
Bis nach Debark am Rande des Simien-Mountains-Nationalparks waren es nur 160 km durch die Simien-Berge, eine traumhafte Landscchaft des athiopischen Hochlands.
Die Strassen waren in gutem Zustand und wir kamen flott voran.
jüdisches Dorf
Bereits gegen 8:30 Uhr machten wir einen Zwischenstop.
Es gab hier ein Dorf, in dem eine jüdisch Minderheit lebt.
Wir fanden das Dorf nicht sonderlich spannend.
Es sah aus, wie jedes andere Dorf in der Gegend und auch die Bevölkerung sah nicht anders aus.
Es gab allerdings einige Verkaufsstände an der Strasse und sehr viele penetrante Kinder, die uns kleine Putthünchen aus Ton verkaufen wollen.
Im Dorf selbst suchten wir nach der Synagoge und fanden sie auch. Aber nur, will wir danach fragten.
Die Hütte, die als Synagoge benutzt wurde, sah fast schlimmer als alle anderen Hütten aus und es roch nicht sehr angenehm.
Daher verzichteten wir kurzfristig auf eine genauere Besichtigung.
Ranger und Guides am Simien-Mountains-Nationalpark
Gegen Mittag erreichten wir Debark und hielten zuerst an der Ranger-Station.
Unsere Reiseleiterin Edna meldete unsere Reisegruppe an, bezahlte die nicht gerade Gebühr und uns wurden ein Guide und drei mit Gewehren bewaffnete Ranger zugeteilt, die uns bei unseren Wanderungen begleiten sollten.
Der Nationalpark ist seh gross und es gibt dort auch die Möglichkeit, Wandertouren von einer Woche mit Zelten zu machen.
Nach dem alle Formalitäten erledigt waren, fuhren wir zu unserem Hotel, dem "
Simien Park Hotel" und bezogen unsere Zimmer. Es war die heruntergekommenste Absteige auf der gesamten Reise. Unser einfach und mit dem nötigsten eingerichte Zimmer lag im Erdgeschoss. Das sollte sich noch bald als sehr günstig erweisen.
Es war früher Nachmittag geworden und nachdem wir im Restaurant auf der Terasse vorn vor dem Hotel was gegessen und getrunken hatten, Brachen wir mir unserem bewaffnetem Gefolge zu einer zwei stündigen Wanderung durch den Nationalpark auf.
Dschelada oder Blutbrustpavian (Theropithecus gelada)
Der Bus fuhr über Schotter- und Sandpisten fast eine Stunde lang immer tiefer in den Nationalpark hinein.
Zwischendurch regnete es auf der Fahrt, und er Boden wurde tiefer, aber bald hörte es wieder auf.
Auf dieser Höhe war es bei dem bewölkten Himmel schon recht kühl und wir zogen uns daher unsere Regenjacken drüber, als wir zur Wanderung ausstiegen.
Schnell hatten wir Glück:
Direkt in der Nähe trafen wir auf en Rudel Dscheladas oder Blutbrustpaviane (Theropithecus gelada).
Es ist eine edemische Pavianart, die also nur hier in den Bergen vorkommt.
Die Art ernährt sich rein vegetarisch und ist auch nicht sonderlich aggressiv.
Wir konnten daher leise und vorsichtig ziemlich nahe an das Rudel schleichen und sie beim Fressen beobachten so wie Fotografieren.
Im Coaster durch den Simien-Nationalpark
Wir gingen einen kleinen Abhang zu einem trockenen Bachlauf hinunter, als ich plötzlich mit dem rechten Fuss im Schlamm etwa 10 Zentimeter tief einsank.
Dadurch kam ich ins Stolpern, drehte mich um meine Achse und fiel hin. Nur dumm das dabei der Fuss noch fest steckte.
Ich hörte nur noch ein knackendes Geräusch und danach lag ich auf dem Boden und mein Fuss schmerzte fürchterlich.
Damit war die Wanderung beendet. Die Ranger trugen mich zurück zum Bus, der zum Glück nur 300 Meter entfernt war.
Es dauerte über eine Stunde, bis der Bus wieder aus dem Nationalpark heraus war.
Die Wege waren voller Schlaglöcher und wir kamen daher mit dem schweren Coaster nur sehr langsam voran.
Ausserdem gab sich der Fahrer äußerste Mühe, den Bus sanft zu bewegen.
Während dessen lag ich auf der hinteren Bank und hatte einen Schüttelfost-Anfall nach dem anderen.
Krankenhaus in Debark, Athiopien
In Debark stiegen fast alle Mitreisenden aus (Willi, Karin und Sabine blieben bei uns) und der Bus brachte uns zum örtlichen Krankenhaus. Dort legten sie mich auf eine Liege mit Rollen, die draussen stand, und rollten mich hinein.
Ein Arzt sah sich meinen Knöchel an und schickte mich erstmal zum Röntgen. Er stellte fest, das ich mir den Knöchel an drei Stellen gebrochen hatte und verpasste mir 2 Spritzen (zum Glück hatten sie Einwegspritzen) und einen Gipsverband, wie in den 50er Jahren üblich. Vorher brachte er die Knochen noch mit einem Hau-Ruck in die richtige Stellung.
Über die Ausstattung und den Zutand des Krankenhauses möchte ich hier lieber nicht viel schreiben.
Die Behandlung kostete etwa 10 Dollar, zahlbar sofort.
Krücken oder sowas gab es nicht.
Wieder im Hotel besorgte einer der Angestellten einen Krückstock auf dem Markt. Damit konnte ich zwar nicht selbst laufen, aber ich konnte wenigstens einige Meter humpeln, wenn mich jemand stützte.
Auf die Schmerzen und Schmerzmittel trank ich noch 3 Flaschen Bier, dann ging ich leicht zugedröhnt zu Bett.
Frühstück vor dem Hotel in Debark
Mitten in der Nacht konnte ich es vor Schmerzen kaum noch aushalten. Der enge Gips war schuld daran und ich bemerkte, das mein kleiner Zeh bereits blau und gefühllos war.
Ausserdem drückte er so stark auf den Fussrücken (der ja eigentlich OK war) und mein Schienenbein, dass dort ebenfalls bereits alles blau, rot, gelb und grün wurde.
Kurzerhand nahm ich mein Taschenmesser und sägte den kleinen Zeh aus dem Gips frei.
Ebenso schnitt ich den Verband der Gipsschiene an einigen Stellen ein, damit er dort lockerer wurde.
Am Fussrücken war es bereits zu spät, und ich musste feststellen, das sich eine tiefe Wunde gebildet hatte.
Morgens um 6:30 Uhr ging wieder der Wecker und wir gingen, nachdem ich mich notdürftig gewaschen hatte zum Frühstück, was in der ersten Etage serviert wurde. Den kurzen Weg vom Zimmer bis zum Gebäude an der Strasse musste ich von 2 Personen gestützt werden.
Da ich wusste, das ich die Treppen nicht schaffen würde, setzte ich mich an einen Tisch vor dem Hotel und lies mir von meiner Frau einen Kaffee und eine Scheibe Weissbrot mit Marmelade herunterbringen.
Wanderung im Simien-Mountains-Nationalpark
Um 8:30 Uhr brach unsere Gruppe zu einer Ganztagswanderung durch den Nationalpark auf.
Wieder fuhr der Bus uns zuerst tief in den Nationalpark.
Die Wanderung fand in mehreren Etappen statt, wobei der Bus an den verschiedenen Stationen auf die Gruppe wartete. Da ich nicht mitwandern konnte, blieb ich im Bus und auch Susanne blieb bei mir, damit ich Gesellschaft hatte.
Die erste Etappe dauerte eine Stunde und die zweite Etappe 2 Stunden.
Unsere Mitreisenden berichteten von vielen interessanten Pflanzen, aber keinen weiteren Tierbeobachtungen (ausser den üblichen Ziegen der Einheimischen).
Zum Mittagessen gab es Lunchpakete aus unserem Hotel.
Als nächstes ging die Wanderung zu einem Wasserfall, aber die Gruppe kam nicht bis dort hin, denn es begann ein grosser Regen. Wir kamen der Gruppe, die bereits auf dem weg zum Bus war entgegen und sammelten die durchweichten Leute ein.
Zum Abendessen blieb ich im Zimmer, da mir der Weg zum Restaurant zu mühsam war. Hunger hatte ich eh keinen.